Nova Scotia Duck Tolling Retriever
Ein Kanadier mit besonderen Fähigkeiten

Nova Scotia Duck Tolling Retriever

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Ein Kanadier mit besonderen Fähigkeiten 

Er ist der kleinste Vertreter der Retrieverrassen, dafür trägt er allerdings den längsten Namen: Nova Scotia Duck Tolling Retriever. Tolling bezieht sich auf eine ganz spezielle Technik, mit der er dem Jäger Enten und anderes Wasserwild vor die Flinte lockt.

Fotos: © purtoujoursfotografie, Alissa Jänicke, Gabi Orru, Simon Osterloh, Nicole Trinker, Claudia Sauer, Ute Nagl, Jana Starke, Sabine Seiche, Dana Geithner, Anne Kristin Kuhn

Der leicht traurige Gesichtsausdruck des Nova Scotia Duck Tolling Retrievers könnte auch als passive Aufforderung verstanden werden. Denn sobald es an die Arbeit geht, weicht jeglicher Anflug vermeintlicher Melancholie höchster Konzentration und Erregung. Wobei sich eine seiner Passionen direkt von der Rassebezeichnung ableitet: Wörtlich übersetzt bedeutet Nova Scotia Duck Tolling Retriever soviel wie „Neuschottischer, Enten anlockender Apportierhund“ und das trifft seine herausragenden Fähigkeiten genau. Doch was verbirgt sich eigentlich dahinter?

Der Ablauf ist simpel und erfolgreich: Der Toller lockt neugierige Enten an, indem er am Ufer auf- und abläuft und so die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dann verschwindet er für einen Moment, um kurz darauf wieder aufzutauchen. All das ist kein Zufall. Der Jäger unterstützt diesen ganzen Ablauf, indem er seinem Hund Stöckchen oder Bälle zuwirft. Auf diese Weise locken Jäger und Hund die Enten in Reichweite der Flinte. Erlegtes Federwild wird dann vom Hund apportiert. Im Wasser schützt den starken Schwimmer doppeltes, wasserabweisendes Fell, das erstaunlich schnell wieder trocknet. Da Toller Wasser lieben und hervorragende Schwimmer sind, eignen sie sich gleichermaßen für den Apport aus dem Wasser und an Land. 

Ausgeprägter Familiensinn

Hinzu gesellt sich ein arbeitsfreudiges und zudem kooperatives Wesen, das mit einem regelrechten Will to please, dem Wunsch zu gefallen, einhergeht. Toller wollen ihren Menschen tatsächlich gefallen. Anders verhält sich das mitunter, wenn Fremde im Spiel sind. Denen begegnen Toller eher reserviert und zeigen sich desinteressiert. Diesen Wunsch nach Abstand sollte man einfach respektieren. Er gehört zu den rassetypischen Eigenschaften. Das Wesen des Tollers wird übrigens gerne mit dem der Schotten verglichen: Auch ihnen sagt man viel Familiensinn, aber eine zurückhaltende Kühle gegenüber Fremden nach. Alle das zeichnet auch den kanadischen Vierbeiner mit schottischen Genen aus. Doch hat man erstmal sein Herz erobert, gehört man fortan fest zum Clan. Dann offenbart sich auch ein ungeahntes Einfühlungsvermögen des Vierbeiners, der die unterschiedlichen Stimmungen der Menschen, die ihm besonders nahestehen, eindrucksvoll spiegelt.

Mit Fantasie zum Erfolg

Familiensinn ist ebenso typisch für den Kanadier mit schottischen Wurzeln wie die einmalige Kombination aus Verspieltheit, Apportiersinn und Wasserfreude, die den Toller zu einem vielseitigen Jagdgefährten macht. Auffällig ist seine hohe Konzentration trotz deutlicher Erregung bei der Arbeit. Die ist zum Teil aber auch das Ergebnis einer jagdlichen Ausbildung, die auf gegenseitigem Respekt, viel Aufmerksamkeit und Zuneigung basiert. Konsequenz ist angebracht, auf Härte und Überforderung reagieren die feinfühligen Hunde hingegen mit sturer Arbeitsverweigerung oder ängstlicher Introvertiertheit. Familienanschluss, viel Bewegung und abwechslungsreiche Beschäftigung sind weitere Schlüssel zum Ausbildungserfolg. Fantasie und Selbstreflektion helfen bei der Erziehung. Toller lieben abwechslungsreiche Aufgaben und zeigen eine hohe Motivation, wenn man sie fordert. Viel Übung und eine gut funktionierende Kommunikation zwischen Mensch und Hund sind wichtige Grundlagen für eine erfolgreiche Erziehung. Lob und andere Zuneigungsbekundungen sind ebenfalls wichtig. Bleiben sie sie aus, zeigt der Toller gerne seine sture Seite und verweigert dann sogar geliebte Aufgaben wie den Apport.

Wasserwild wird ignoriert

Als Jagdhund zeigt sich der Toller vielseitig und wasserfreudig. Sein Arbeitstempo ist hoch. Abgesehen von der retrievertypischen Arbeit nach dem Schuss beeindruckt der Kanadier mit dem bereits beschriebenen Tolling, dem spielerischen, mit aufsehenerregenden Bewegungen versehenen Apportieren von Bällen oder Stöckchen. Beim Tolling wirft der Hundeführer ein Apportel mehrfach und in verschiedenen Distanzen aus seinem Versteck. Dabei gibt er keine weiteren Signale. Der Toller soll daraufhin mit steil aufgestellter, wedelnder Rute in einem Bogen zurückkommen. Wasserwild muss er dabei konsequent ignorieren und darf auch nicht selbst ins Wasser springen. Auf Signal hin sollte er sofortige Standruhe zeigen.

Was sonst noch Spaß macht

Sie pflegen keine jagdlichen Ambitionen? Dann helfen spritzige Alternativen, den klugen und unternehmungslustigen Toller zu erfreuen und auszulasten. Alles, was Schnelligkeit, Wendigkeit und ein mitdenkendes Köpfchen erfordert, ist potenziell geeignet. Dazu zählen beispielsweise die Trendsportarten Agility und Flyball. Auch die Arbeit als Rettungshund kommt dem führerbezogenen Vierbeiner entgegen. Da trotz allem das Apportieren der Lieblingssport des Tollers ist, bietet sich natürlich auch die Dummyarbeit an. Sehr sogar! Dabei sind die Möglichkeiten der Aufgabenstellungen schier unbegrenzt, was die Kreativität des Hundehalters einmal mehr fordert, wenn er sich für diese Rasse entscheidet. Der Toller liebt es, seinen Finderwillen, sein Temperament und Will to please unter Beweis zu stellen. Langeweile und Unterforderung missfallen dem aktiven Hund, der sich dann womöglich selbst eine Beschäftigung sucht, die nicht immer auf Freude bei seinen Menschen stößt.

Kompakt und muskulös

Nova Scotia Duck Tolling Retriever sind mittelgroße Hunde mit einem kompakten, muskulösen Körperbau. Sie strahlen Flinkheit, Wachsamkeit und Entschlossenheit aus. Eine mittlere bis kräftige Knochenstruktur ist rassetypisch wie auch die ebene, obere Profillinie und der kurze, gerade Rücken. Kräftig ist auch die muskulöse Lendenpartie. Der tiefe Brustkorb reicht bis zum Ellenbogenbereich. Der Standard fordert gut gewölbte Rippen und einen weder fassförmigen noch flachen Brustkorb. Die Rute spielt bei dieser Rasse eine herausragende Rolle, weil sie für das Tolling eine Voraussetzung ist. Idealerweise folgt sie in der Verlängerung der sehr leicht abfallenden Kruppe, ist breit am Ansatz und üppig sowie stark befedert. Der letzte Rutenwirbel soll mindestens bis zum Sprunggelenk reichen. Im Ruhezustand darf der Toller seine Rute auch unterhalb der Rückenhöhe tragen. Erregt etwas seine Aufmerksamkeit wird sie hoch und gekrümmt getragen, ohne dabei den Körper zu berühren. 

Kraftvoll und zugleich unbeschwert

Kraft, Schwung und Unbeschwertheit zeichnen das Gangwerk des Tollers aus. Viel Vortritt und ein starker Schub sind charakteristisch für die Rasse. Die Läufe bewegen sich in einer geraden Linie. Die Pfoten sollten sich dabei weder ein- noch ausdrehen. Bei schneller Schrittfolge schnürt der Toller. Er läuft dann — bei ebener Rückenlinie — pfoteneng auf einer Linie. 

Perfekter Schutz im Wasser

Das doppelte Haarkleid des Tollers bietet einen perfekten Schutz im Wasser. Das mittellange Haar ist weich — die dichte Unterwolle noch weicher. Das Haarkleid ist glatt, darf auf dem Rücken jedoch eine leichte Wellung aufweisen. Im Winterfell kommen auch lange, lockere Wellen im Kehlbereich vor. Nova Scotia Duck Tolling Retriever präsentieren sich in verschiedenen Schattierungen von Rot und Orange. Die Befederung an der Unterseite der Rute ist heller. In der Regel ist eine der folgenden weißen Farbmarkierungen vorhanden: Rutenspitze, Pfoten, Brust und eine Blesse.

Insgesamt präsentiert sich der Nova Scotia Duck Tolling Retriever als angenehmer Familienhund, der sich bei aktiven Menschen wohlfühlt. Wer lernt, sich auf das spezielle Wesen dieser faszinierenden Rasse einzulassen und ihr ebenso viel Zeit wie Zuneigung widmet, wird viel Freude am tollen Toller haben.

Wie wir wurden, was wir sind

Obwohl seine offizielle Heimat Kanada ist, stammt der Nova Scotia Duck Tolling Retriever eigentlich aus dem schottischen Hochland. Damals hieß das schottische Nova Scotia noch Acadia und wurde von Franzosen besiedelt. Der große Krieg zwischen Franzosen und Engländern führte schließlich zur Vertreibung der französischen Siedler und zugleich vieler Schotten. Die Clan-Chefs führten die intensive Schafzucht ein, was den im Hochland ansässigen Menschen eine wichtige Existenzgrundlage entzog. Es folgte die Umsiedlung der Schotten nach Kanada, wo die Gründung von Nova Scotia erfolgte. Die Franzosen siedelten sich im südlichen Louisiana an, spielten hinsichtlich der Rassegeschichte des Nova Scotia Duck Tolling Reterievers jedoch keine Rolle. Toller wurden erst von aus Schottland nachrückenden Schotten als Gebrauchshunde in Kanada eingeführt. Man setzte sie ein, um Wasserwild anzulocken und nach dem Schuss zu apportieren. Die offizielle Anerkennung als Rasse erfolgte 1945. Allerdings herrschte wenig Interesse an dem außergewöhnlichen Vierbeiner, was dazu führte, dass die Rasse 1956 praktisch als ausgestorben galten. Doch sie überdauerte die Zeiten. Der Nova Scotia Duck Tolling Retriever ist seit 1981 von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) anerkannt. Seit einiger Zeit avanciert er auch vermehrt zum beliebten Familienhund. Eine wichtige Entwicklung für den Fortbestand dieser besonderen Rasse. 

Voraussetzungen fürs Tolling

  • Spielfreude
  • Bewegungsfreude
  • Ausdauer
  • Temperament
  • Unterordnungsbereitschaft
  • Wasserfreude
  • Gleichgültigkeit gegenüber Federwild vor dem Schuss
  • Rutenhaltung und reich befederte Fahne

 

 

Weitere Informationen

Deutscher Retriever Club e.V.
www.drc.de

 

 

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