Lagotto Romagnolo
Der Lockenschopf mit dem Trüffel-Näschen

Die Rasse des Monats: Lagotto Romagnolo

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Der Lockenschopf mit dem Trüffel-Näschen

Man muss ihn einfach liebhaben. Der Lagotto Romagnolo verzaubert mit seinem freundlichen, aufgeweckten Wesen und freut sich über einen sportlichen Halter, der viel gemeinsam mit ihm unternimmt. Seine ganz besondere Fähigkeit, zuverlässig Trüffel aufzuspüren, ist dank gezielter züchterischer Selektion tatsächlich einzig und alleine auf die kostbare Feinschmecker-Knolle konzentriert. Wild interessiert den smarten Italiener nämlich weniger, wenn er das Jagen erst gar nicht erlernt hat..

Köstliche Trüffel lassen Feinschmeckern in aller Welt genüsslich das Wasser im Munde zusammenlaufen und willig die Geldbörsen öffnen. Gefeierte Spitzenköche veredeln die erlesensten Speisen mit der kostspieligen Knolle, die aufgrund ihrer Lage im Erdreich leider gar nicht so einfach zu finden ist. Die grunzende Zunft hat menschlichen Schleckermäulchen diesbezüglich stets gute Dienste geleistet. – Ein begabtes Trüffelschwein ist somit sein eigenes Körpergewicht in Gold wert, wenn sogar nicht noch mehr. Doch nicht nur Schweine stehen zweibeinigen Trüffelsuchern bei, wenn es mit Gummistiefeln gewappnet, durch die lichten Wälder der italienischen Region Umbrien oder die Romagna geht. Ein mittelgroßer wuscheliger Hund, der Lagotto Romagnolo, ist nach wie vor der Star unter den Trüffelsuchern und birgt den unschlagbaren Vorteil, in seiner Freizeit ein durchaus angenehmes Familienmitglied abzugeben, was bei Schweinen nun einmal nicht immer uneingeschränkt der Fall ist. Der trüffelorientierte Wuschel findet sich erfahrungsgemäß auf jedem Terrain zurecht und lässt sich auch von ungünstigen Bodenverhältnissen nicht in seiner Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.

Relativ unbekannt

Obwohl der Lagotto Romagnolo viele Qualitäten eines idealen Begleiters mit erstklassiger Familientauglichkeit vereint, ist die fröhliche Rasse, die übrigens erst im März 1995 provisorisch und im Juli 2005 endgültig von der Féderation Cynologique Internationale (FCI) anerkannt wurde, in Deutschland nach wie vor verhältnismäßig unbekannt. Auf großen Hundeausstellungen ist meistens eine eher überschaubare Anzahl gemeldet und die meisten Besucher halten den quirligen Wuschel kurzerhand für einen Pudel.

Dabei hatte die Menschheit doch wirklich ausreichend Zeit, sich mit dem wohl proportionierten Lockenschopf ausgiebig vertraut zu machen. Lagotti sollen angeblich zu den ältesten bekannten Wasserhunderassen überhaupt zählen und sind vermutlich ein direkter Nachfahre des ursprünglichen Barbets. In den Lagunen von Comacchio und den Sumpfgebieten rund um Ravenna lässt sich seine Existenz sogar nachweislich bis ins 16. Jahrhundert hinein zurückverfolgen. (Lesen Sie hierzu: „Wie wir wurden, was wir sind“.)

Fröhlich und friedfertig

Wer mit einem Lagotto lebt, führt somit nicht nur eine exklusive und traditionelle Rasse an der Leine – er kommt auch in den Genuss eines überaus angenehmen Wesens, das den lockigen Italiener zu einem tollen Freizeitpartner und einfallsreichen Familienmitglied macht.

Der vielseitige Vierbeiner braucht einen engen Anschluss an sein menschliches Rudel, wenn er seine positiven Charaktereigenschaften voll entfalten soll. Eine Zwingerhaltung oder zuwenig Kontakt zur Familie sind für die intelligente und aufgeschlossene Rasse eine Qual und führen kurz über lang zu einer seelischen Verstümmelung.

Bei einer artgerechten Haltung entwickelt sich der Lagotto Romagnolo zu einem friedlichen, fröhlichen und niemals aggressiv agierenden Begleiter, der sich ausgezeichnet mit Mensch und Tier versteht. Die robuste Gesundheit und das arbeitsfreudige Wesen prädestinieren den unternehmungslustigen Wuschel für Freizeitbeschäftigungen wie Agility, Obedience und eine Ausbildung zum Begleithund. Einige Lagotti wurden in der Vergangenheit auch erfolgreich zum Fährten-, Sanitäts- und Katastrophenhund ausgebildet. Das schwedische Militär setzt sie als Drogensuchhunde ein.

Üppiges Kraushaar

Was wäre ein Lagotto Romagnolo ohne sein üppiges Kraushaar, das ihn vor sengender Hitze und kaltem Wasser schützt? Das dicht gelockte, wollige Haarkleid verfügt über eine ausgeprägte Unterwolle und verleiht dem gut gelaunten Tausendsassa ein robustes, ja etwas rustikales Aussehen. Idealerweise sind die hübschen Locken, außer im Bereich des Kopfes, am ganzen Körper möglichst gleichmäßig verteilt. Am Kopf selbst muss das Haar nicht ganz so straff gerollt sein, darf dafür aber dichte Augenbrauen und einen großzügigen Oberlippen- und Kinnbart bilden. Auch die Backen sind überaus dicht behaart.

Farben

Nicht nur der Charakter des Lagotto Romagnolo, sondern auch die Farben seines Fells sind von Vielfältigkeit geprägt. Die kunterbunte Farbpalette reicht von einfarbig schmutzig-weiß über schmutzigweiß mit braunen oder orangefarbenen Flecken und einfarbig braun in verschiedenen Abstufungen bis hin zu einfarbig orange und braun geschimmelt. Nur schwarz darf er nicht sein.

Pflege

Eine üppige Lockenpracht sieht nicht nur schön aus, sie muss natürlich auch regelmäßig gepflegt werden. Beim Lagotto Romagnolo, der bei richtiger Haarpflege nur wenig Haare im Haus verliert, bezieht sich dies allerdings nicht auf herkömmliches Kämmen und Bürsten. Im Gegenteil: Beides ist für sein charakteristisches Lockenfell sogar eher schädlich als nützlich. Dafür muss das Fell des freundlichen Geschöpfs aber zweimal pro Jahr – am besten zu Beginn und gegen Ende des Sommers – auf eine Länge von nur drei Millimetern geschoren oder geschnitten werden. Sind in der Zwischenzeit störende Fellentwicklungen zu beobachten, stutzt man diese einfach mit einer Schere. Die feinen Haare des Innenohres müssen aus hygienischen Gründen einmal pro Monat entfernt werden, weil es ansonsten zu übermäßigen Verschmutzungen und Entzündungen kommen kann.

Seien Sie nicht enttäuscht, wenn beim Welpen zunächst nicht die rassetypische Haarpracht zu erkennen ist. Haben Sie Geduld! Beim vierbeinigen Nachwuchs sprießen die lustigen Löckchen meistens erst nach dem zweiten oder dritten Scheren auf die empfehlenswerten drei Millimeter. Umso größer ist die Freude, wenn es endlich soweit ist.

Ausstellungswesen

Zieht es einen Lagotto-Halter zum Ausstellungswesen, belässt er einfach das Fell am Kopf des Hundes und schert den restlichen Körper circa vier Monate vor der Ausstellung sorgfältig auf drei Millimeter ab. Ungefähr 24 Stunden vor dem großen Tag werden alle Spitzen akkurat abgeschnitten und eine Linie ins nun etwa vier Zentimeter lange Fell gebracht. Die ausdrucksvollen Augen des Hundes sollten bei der Präsentation auf jeden Fall, wenn auch nur hinter einigen Locken, zu sehen sein.

Wer viele Ausstellungen besucht und auch im Ausland unterwegs ist, steht meistens vor dem Problem, seinen lockigen Freund nicht zweimal jährlich scheren zu können, wenn er ihn in vorbildlicher Ausstellungskondition präsentieren möchte. Not macht bekanntermaßen erfinderisch .

Körperbau

Ein typvoller Lagotto Romagnolo ist ein mittelgroßer, wohl proportionierter Hund, der kräftig und rustikal wirkt. Weibliche Rassevertreter erreichen eine Widerristhöhe von 41 bis 46 Zentimetern und bringen durchschnittlich zwischen 11 und 14 Kilogramm Lebendgewicht auf die Waage, wogegen Rüden mit einer stattlichen Größe von 43 bis 48 Zentimetern daherkommen und 13 bis 16 Kilogramm wiegen. Mit diesen Maßen integriert sich der Lagotto Romagnolo problemlos in jeden Haushalt und ist für manch einen weitaus besser zu handhaben als eine größere Hunderasse. Insgesamt präsentiert sich der Lagotto Romagnolo als menschenbezogener Hund, der mit seiner Liebenswürdigkeit und seinem aufgeweckten Wesen begeistert. Seine Begeisterungsfähigkeit und der hohe Energielevel sind die optimale Grundlage für ein harmonisches und sportliches Miteinander.

Weitere Informationen

Lagotto Romagnolo Wasserhunde Deutschland e.V.
www.lagotto-wasserhunde.de

Lagotto Romagnolo Züchtergemeinschaft e.V.
www.lagottoverein.de

Wie wir wurden, was wir sind

Um den Ursprung des Lagotto Romagnolo zu ergründen, muss man sich mit der Geschichte der Wasserhunde beschäftigen: Der berühmte schwedische Naturforscher Carl von Linné (1707–1778) fasste alle lang- und zotthaarigen Hunde, die man für die Jagd auf Enten und andere Wasservögel einsetzte, unter dem Begriff „canis aquaticus“ (Wasserhunde) zusammen.

Dieser Begriff war denjenigen, die jeden Tag ihres Lebens mit einem fleißigen Wasserhund teilten, vermutlich völlig fremd und hätte ihnen vermutlich höchstens ein Lächeln abgewonnen. Die stolzen Besitzer von Lagotti, Barbets oder Otterhunden betrachteten alle wassertauglichen Hunde kurzum als Rasse der Wasserhunde,sie alle, außer dem Otterhund, haben eine Vergangenheit als Bringspezialisten. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts erfolgte die offizielle Abspaltung des Pudels, der von nun an nicht mehr als Jagdhund, sondern als Hausund Begleithund einen neuen Lebensraum fand und bis heute auf einen schier ungebremsten Siegeszug zurückblicken kann.

Die Franzosen zeigten sich bezüglich der Genauigkeit ihrer Rassebezeichnungen nicht minder kompromisslos: Im 16. Jahrhundert erachteten sie ausnahmslos jeden zotthaarigen Hund als Barbet und scherten sich nicht im Geringsten darum, ob es rassespezifische Unterschiede gab oder eben nicht. Die Abspaltung von „Caniche“ (Pudel) und Griffon erfolgte auch erst sehr viel später.

Lagotti sind seit langer Zeit treue Begleiter und unerlässliche Gehilfen der Einwohner der Romagna. Abgesehen von der erfolgreichen Jagd auf Wasservögel (dem Lagotto Romagnolo oblag das Aufspüren und Apportieren, nicht das Erlegen der Vögel) und dem gekonnten Naseneinsatz bei der Trüffelsuche, bewachte der aufmerksame Familienhund auch Haus und Boot. Er ist zwar kein übersteigert wehrhafter Vierbeiner, aber an Mut und Durchsetzungsvermögen mangelt es einem selbstbewussten Lagotto Romagnolo sicherlich nicht. Aggressivität ist bei der Rasse laut Standard allerdings absolut unerwünscht.

In der Zeit zwischen 1840 und 1890 verlagerte sich der Schwerpunkt seines Einsatzgebietes: War der quicklebendige Hund zuvor fast ausschließlich bei der Wasserarbeit zu sehen, führte die Trockenlegung der Sümpfe von Comacchio unweigerlich zu einer „Umschulung“. Das einträgliche Trüffelgeschäft bot einen neuen lukrativen Schaffensraum, in dem der Lagotto Romagnolo binnen kurzer Zeit einen geradezu legendären Ruf erlangte und so manchem Bäuerlein zu unerhofftem Wohlstand verhalf. Zwischen den beiden Weltkriegen veränderte sich die Situation erneut; der zum Sumpfhund mutierte Wasserhund wandelte sich abermals und wurde zum draufgängerischen „Gipfelstürmer“. Umweltbedingte Veränderungen hatten dazu geführt, dass die wertvollen Trüffel plötzlich nicht mehr in den Ebenen der Romagna, sondern fast ausschließlich in höher liegenden Regionen zu finden waren. Die Trüffelsucher rüsteten gezwungenermaßen um und dem pfiffigen Lagotto Romagnolo gelang es abermals, sich den neuen Anforderungen problemlos anzupassen.

Die Zuchtkriterien wurden damals nur von einer einzigen Anforderung bestimmt: Der Hund musste widerstandsfähig sein und zur täglichen Arbeit taugen. Ein feines Trüffelnäschen galt natürlich ebenso als Muss wie ein praktisch nicht mehr vorhandener Jagdinstinkt. Schließlich trachtete kaum ein Trüffelsucher nach vierbeinigen Helfern, die beim Anblick eines davonfliegenden Vogels geifernd das Weite suchen, um das schmackhafte Federvieh viele Kilometer weiter zu stellen. Ein guter Trüffelhund musste folgsam und absolut kontrollierbar sein, ansonsten sah seine Zukunft wenig rosig aus.

Es versteht sich von selbst, dass phänotypische Merkmale in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts großzügiger Vernachlässigung anheimfielen. Das Aussehen des Hundes galt als sekundär, solange er seinen Besitzer nur brav zur Ankurbelung des ertragreichen Trüffelgeschäftes verhalf. Allem Anschein nach kam es sogar zu Einkreuzungen mit Pointern, Settern, Spinoni und anderen Rassen. Wen wundert es, wenn der ursprüngliche Typus der Rasse immer verschwommener wurde. Noch bis in die 1970er Jahre hinein, blieb der Lagotto Romagnolo als reine Arbeitshundezucht züchterisches Freiwild. Bis zu dem Tag, an dem eine kleine Gruppe italienischer Hundeliebhaber, die offensichtlich den Wert des sensiblen Lockenköpfchens erkannt hatten, aktiv wurde. Sie reisten unermüdlich umher und sammelten alles, was mit der gefährdeten Rasse zu tun hatte und rekonstruierten in mühseliger Kleinarbeit das Bild des ursprünglichen Lagotto Romagnolos.

Es folgten 20 arbeitsame Jahre, in denen einzelne potentielle Rassevertreter aufs Genauste vermessen, kritisch bewertet, sorgfältig tätowiert und in ein spezielles Rasseregister aufgenommen wurden. Man rekonstruierte ganze Blutlinien und gab verantwortungsvollen Züchtern ganz gezielte Anweisungen und Tipps, die sie bei Verpaarungen berücksichtigen sollten. Die ausdauernden Bemühungen sollten Früchte tragen: Heute blicken wir stolz auf eine homogene Rasse, die die Merkmale des ursprünglichen Wasserhundes trägt und immer mehr Liebhaber findet. 1988 erfolgte im italienischen Imola eigens die Gründung des „Club Italiano Lagotto“, der heute weit über 400 Mitglieder zählt. Die „Ente Nazionale della Cinofilia Italiana“ erkannte die Rasse im Februar 1993 an. Die FCI folgte schon zwei Jahre später mit der provisorischen Anerkennung.

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