Gerne mal reserviert
Die Rasse des Monats: Kromfohrländer
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Kromfohrländer
Kromfohrländer
Gerne mal reserviert
Er ist so anhänglich wie kaum ein anderer, aber auch ebenso reserviert. Seine Sensibilität verwandelt sich mitunter in Größenwahn. – Bei ihm ist so manches anders: typisch Kromfohrländer halt.
Wenn ein Kromfohrländer vom Stand aus bis auf Brusthöhe emporschnellt, dann freut er sich von Herzen! Dieser Freudensprung ist eine Kleinigkeit für den temperamentvollen Springinsfeld, der eigentlich „Springausdemfeld“ heißen müsste. Warum? Weil seine Entstehung der selbstlosen Tierliebe zu einem herrenlosen Hund zu verdanken ist. Denn hätte Ilse Schleifenbaum kein Herz für einen struppigen, bis zur Unkenntlichkeit verwahrlosten Griffon gehabt, der hilflos in einer Ackerfurche kauerte, dann würde es den pfiffigen Kerl heute gar nicht geben.
Lieblingsmensch
Wobei der Freudensprung wiederum mit ganz viel Sympathie zu tun hat. Und in diesem Punkt sind Kromfohrländer ausgesprochen wählerisch. Als Welpen schließen sie noch jeden in ihr pulsierendes Herzchen, als Junghund finden sie auch viele Freunde, doch spätestens im zweiten Lebensjahr wendet sich bei den meisten das Blatt. Dann bricht ihre rassetypische Reserviertheit durch, die sich auf Menschen und andere Hunde gleichermaßen bezieht. Mit einer Ausnahme: der Lieblingsmensch. Er ist Lebenssinn und -zweck des Kromfohrländers. Dreh- und Angelpunkt des Tages- und Nachtablaufs. Ist er nicht da, steht die Zeit für den bis zu 46 Zentimeter großen Nachfahren eines Grand Griffon Vendéen und eines drahthaarigen Foxterriers still. Dann stellt er sogar vorübergehend das Fressen ein, ist schlaflos und wacht bis sein Mensch endlich zurückkommt. Ist es soweit, feiert der Vierbeiner, der zu den jüngsten deutschen Rassen gehört, ein Freudenfest. Mitunter ein frustrierendes Erlebnis für andere Familienmitglieder, die der Kromfohrländer in diesem Augenblick mehr als deutlich spüren lässt: Ihr seid zwar nett, aber nichts als Beiwerk.
Ein Hund für Kenner
Ansonsten ist der Hund, in dessen Adern ja durchaus auch Terrierblut fließt, feinfühlig und anpassungsfähig. Er zeigt so gut wie keine jagdliche Motivation, was entspannte gemeinsame Spaziergänge ermöglicht, bei denen sich der Kromfohrländer in der Regel nie übermäßig weit von seiner Bezugsperson entfernt. Wachsam ist er durchaus, wobei einige Rassevertreter eher zum dezenten Bellen neigen, andere jedoch auf jede Regung auf dem eigenen Grundstück lautstark reagieren. Auch an der Leine zeigt sich bei einigen eine deutliche Tendenz zum Auftrumpfen. Um der Umwelt, sich selbst und dem Hund die Folgen wiederholter Anfälle von Größenwahn zu ersparen, sollte das selbstbewusste Gemüt des Kromfohrländers von klein auf eine erzieherische Steuerung erfahren. Zugegeben, es ist schwer, einen Welpen mit dem Niedlichkeitsfaktor eines Kuscheltieres in die Schranken zu weisen, dennoch: Vertun Sie diese Chance nicht. Kromfohrländer müssen von klein auf konsequent erzogen werden, damit sich später all ihre guten rassetypischen Eigenschaften stärker entfalten als die womöglich anspruchsvollen. Und an diesem Punkt zeigt sich, dass Kromfohrländer keine Anfängerhunde sind. Außer, ein unerfahrener Hundehalter nimmt sich einen Hundetrainer mit „Kromi“-Erfahrung hinzu und lässt sich anleiten.
Bei Kromfohrländern ist es diese Mischung aus Feinfühligkeit und Bodenständigkeit, die man mitbringen muss, um auf Gehör zu stoßen. Klare Anweisungen, eine deutliche Körpersprache und vor allem Ruhe bringen einen schnellen und nachhaltigen Erziehungserfolg.
Sportlich
Abgesehen von seinen Qualitäten als Familienhund, lässt sich der Kromfohrländer auch für sportliche Unternehmungen begeistern. Auf dem Agility-Platz stellt er Geschwindigkeit, Springvermögen und Schnelligkeit unter Beweis. Bei Wanderungen ist er ein ausdauernder Begleiter und Reiter freuen sich über die starke Bindung eines wenig bis gar nicht zur Jagd tendierenden Hundes. Man muss jedoch auch kein Sportler sein, um einen Kromfohrländer glücklich zu machen. Er passt sich an den Lebensrhythmus seines Menschen an – Hauptsache, er ist bei allem dabei.
Glatthaar und Rauhaar
Seit 1955 offiziell als Rasse anerkannt, verzaubert der Kromfohrländer seine Liebhaber heute gleich in zwei Varianten: mit glatthaarigem oder mit rauhaarigen Fell. Während sich die Felltextur des rauhaarigen Kromfohrländers dicht und harsch anfühlt, besticht die glatthaarige Variante durch weiches, dichtes Fell, das gut am Körper anliegt. Was beide gemeinsam haben, sind die hellbraunen, rotbraunen bis ins Dunkelbraun reichenden Abzeichen verschiedener Größe auf der weißen Grundfarbe des Fells. Die Kopfform ist eher rundlich. Gekonnt in Szene gesetzt durch eine symmetrische Blesse. Stimmungsabhängig verändert sich die Position der gut zum Kopf passenden Kippohren. Das gilt auch für die säbelförmige Rute, die im entspannten Zustand locker herabhängt und sich bei Bewegung sichelförmig über dem Rücken erhebt.
Namensgebung
Die Anerkennung des Kromfohrländers ließ die Frage aufkommen, woher dieser ungewöhnliche Name eigentlich stammt. Und hier ist es die anfangs erwähnte Ilse Schleifenbaum, die Pate stand. Die Rassegründerin und ihr Mann besaßen ein Wochenendhäuschen in der Gemarkung „Krumme Furche“, zwischen dem Siegerland und dem Wittgensteiner Land. Aus dem hochdeutschen „Krumme Furche“ wurde das plattdeutsche „Krom Fohr“ und daraus entstand der Name Kromfohrländer, der nun für eine ganz besondere Hunderasse steht.
Wie wir wurden, was wir sind
Die Geschichte der Rasse Kromfohrländer ist untrennbar mit dem Nachkriegsszenario verknüpft: 1945 fand ein streunender, halb verhungerter Hund im Siegerland Menschen, die sich seiner annahmen. Amerikanische Soldaten hatten ihn auf ihrem Marsch in den Osten eingefangen und mitgenommen. Es war die Gemarkung „Krom Fohr“ (= Krumme Furche), in der sich der struppige und zur Unkenntlichkeit verwahrloste Hund verselbständigte. So fand ihn Ilse Schleifenbaum, Ehefrau eines Siegener Anwalts, und nahm den herrenlosen Vierbeiner bei sich auf. Nachdem sie ihn gründlich vom Schmutz befreit hatte, erkannte sie, um was für einen Hund es sich handelte. Es war gar kein Streuner, sondern ein Griffon Vendéen – ein drahthaariger französischer Vorstehhund. Man taufte ihn auf den Namen „Peter“ und der schien den pfiffigen Vierbeiner zu beflügeln. Jedenfalls wurde er schon ein Jahr darauf stolzer Hundevater. Die Dame seiner Wahl war eine Foxterrierhündin und die Welpen wiesen erstaunlich viele gemeinsame Merkmale auf. Ilse Schleifenbaum war beeindruckt vom homogenen Erscheinungsbild der heranwachsenden Hunde in Bezug auf Körperbau und Farbe. Sie beschloss, diese Paarung zielgerichtet zu wiederholen und die Ergebnisse ermutigten sie, diese Hunde zur Rasse durchzuzüchten. Sie legte damit 1946 den Grundstock zu einer der jüngsten deutschen Hunderassen. Hinzu gesellten sich weitere engagierte Liebhaber dieser ganz besonderen Rasse und so kam es 1955 schließlich zur offiziellen Anerkennung durch den Verband für das Deutsche Hundewesen e.V. (VDH).
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