Deutscher Jagdterrier
Seinen Schneid kauft ihm niemand ab

Die Rasse des Monats: Deutscher Jagdterrier

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Seinen Schneid kauft ihm niemand ab

Es gibt wohl kaum einen mutigeren Hund. Wer sonst – wenn nicht ein Deutscher Jagdterrier – blickt einem 100-Kilogramm Wildschwein aus kurzer Distanz herausfordernd in die dunklen Augen? Als reiner Familienhund eignet sich der Vollblut-Jagdhund nicht. In Wald und Feld gibt er hingegen alles.

Fotos: Kim Raffenberg; Jan Westenfeld; Hannah Kuhfeld; Claudia Donat; Cindy Klautzsch; Ortwin Hempel; Denise Hofmann; Dorothee Stratmann; Uwe Hofmann; Lydia Myska

Er ist ein Jagdgebrauchshund, durch und durch. Jäger züchten ihn und geben Welpen nur an Waidmänner ab. Deutsche Jagdterrier gehören nicht zum alltäglichen Straßenbild und tummeln sich keinesfalls vorzugsweise in kuscheligen Sofakissen. Wald und Feld sind eher ihre Wohlfühlzone. Die Baujagd und die Arbeit als Stöberhund liegen dem schwarz-roten Vierbeiner im Blut. Viele nehmen es ohne zu Zögern mit einem Fuchs auf, der sich immerhin auch vehement zu wehren weiß.

Dabei kommt längst nicht jeder Jäger mit dem charakterstarken Deutschen Jagdterrier zurecht. Der anspruchsvolle Terrier für Wald- und Bodenjäger ahndet Inkonsequenz mit Aufmüpfigkeit und versagt als Haus- und Hofhund kläglich. Geht es jedoch um jagdliche Brauchbarkeit, Wesensfestigkeit, Mut und Schneid,  läuft der bis zu 40 Zentimeter große Hund vielen anderen locker den Rang ab.

Spurlaut und wasserfreudig

Diese Qualitäten sind natürlich kein Zufall, sondern klar definierten Zuchtzielen zu verdanken: Härte, also Unempfindlichkeit gegenüber körperlichen oder seelischen Reizen, ein feines Näschen, spurlautes Jagen, Wasserfreude, Führigkeit und Schussfestigkeit gehören dazu. Insgesamt ergibt sich ein Potpourri, das den Deutschen Jagdterrier – in Jägerkreisen auch DJT genannt – bei der Bodenjagd und bei der Jagd auf Schalenwild wie Reh, Hirsch, Gams oder sogar Wildschwein punkten lässt.

Das war allerdings nicht immer so. Früher stand der Einsatz unter der Erde – vor allem in Fuchs- und Dachsbauten im Fokus. Heute ist es die Stöberjagd auf Schalenwild bei Bewegungsjagden, die immer mehr Popularität erlangt. Gemeint sind Drück- und Treibjagden, bei denen Treiber und Hunde das Wild in Bewegung versetzen und aus der Deckung zu den Jägern treiben.

Eifriger Apport

Da Deutsche Jagdterrier selbst beim Anblick eines wehrhaften Wildschweins keine Spur von Angst verspüren, setzen Jäger die beharrlichen Helfer gerne für verteidigungsbereites Wild ein. Hinzu kommt die Eignung für die Wasserjagd. Die hochläufigen Terrier, die durchschnittlich siebeneinhalb bis zehn Kilogramm auf die Waage bringen, stöbern eifrig und ausdauernd im Schilf. Beute bringen sie ohne mit der Wimper zu zucken, auch aus tiefstem Wasser an Land.

Was angesichts der überschaubaren Größe des Jagdterriers verblüfft, ist seine Apportbereitschaft und -fähigkeit. Kanin, Fasan, Rebhuhn und Taube apportiert das arbeitsfreudige Temperamentsbündel in der Regel mit Feuereifer.

Auch bei der Schweißarbeit, dem Verfolgen einer von verletztem Wild hinterlassenen Spur, überzeugen die gut proportionierten Kraftpakete. Dabei stellen sie eine enorme Nasenleistung unter Beweis und zeigen einen ebensolchen Finderwillen, also den Wunsch, das Wild auch tatsächlich aufzuspüren. Kein Wunder, dass immer mehr Jäger dem flinken Terrier auch als verlässlichen Partner bei der Nachsuche vertrauen.

Lieb in der Familie

Sie sind schon ganz schön harte Krampen, diese Deutschen Jagdterrier. Und die sollen auch liebebedürftig und anschmiegsam sein? „Ja“, beteuern Liebhaber der Rasse. Doch man muss wohl schon zur Familie gehören, um das hautnah zu erleben.

Das Gleiche gilt für den Umgang mit anderen Hunden. Kaliber vom gleichen Schlag werden meistens akzeptiert, andere Hunde bewahren aus gutem Grund sicherheitshalber Distanz. Die Tendenz zu Draufgängertum mag zwar nicht jeden Vertreter dieser Rasse betreffen. Aber selten ist dieses Phänomen keinesfalls. Der Deutsche Jagdterrier ist eine ausgesprochen gesunde und langlebige Hunderasse. Rassespezifische Erkrankungen sind kaum bekannt.

Freiheitsliebend

Die Beliebtheit des Deutschen Jagdterriers ungebrochen. Und das, obwohl er es seinen Menschen manchmal ganz schön schwermacht. Trotz beeindruckender Gelehrigkeit bei konsequenter Erziehung, bewahren sich Deutsche Jagdterrier einen schier unbändigen Freiheitsdrang. Was das bedeutet, lässt ein Blick auf die erschreckend lange Vermissten-Liste des Deutschen Jagdterrier Clubs e.V. erahnen. Erst war der Hund noch da, dann ist er weg. Im schlimmsten Fall für immer. Und auch das ist keine Seltenheit.

Vorbeugen kann hier nur eine vertrauensvolle Bindung an den Hundeführer und eine artgerechte Haltung. Die schneidigen Jagdhunde verkümmern bei reiner Zwingerhaltung. Auch wenn sie ganz klar keine „Stubenhunde“ sind, brauchen sie doch engen Familienanschluss, um sich wohl zu fühlen. Mit Kindern kommen sie meistens problemlos zurecht. Viele mögen den zweibeinigen Nachwuchs sogar ausgesprochen gerne und tollen ausgelassen mit ihm durch den Garten.

Reine Kuschelhunde sind die - mal mit hartem Rauhaar, mal mit derbem Glatthaar ausgestatteten Terrier - deshalb trotzdem nicht. Für den Einsatz als Begleithund eignen sich viele andere Rassen einfach weitaus mehr. Als reiner Familienhund kommt der ausdauernde Arbeiter jedenfalls nicht auf seine Kosten. Und viel Freude bereitet ein unterforderter Jagdterrier keinesfalls. Bereits einige jagdfreie Tage reichen bei einigen aus, um den Drang nach Eigeninitiative zu entfachen. Dann ruft die Freiheit besonders laut. Freilaufende Katzen und die Hühner des Nachbarn sind dann extrem stark gefährdet. Stress vorprogrammiert.

Die Lösung ist einfach. Fans der Rasse sollten den Deutschen Jagdterrier einfach als das akzeptieren, was er seit fast 90 Jahren ist: ein schneidiger Jagdhund, der am liebsten täglich mit ins Revier geht und dort seine vielfältigen Qualitäten hemmungslos auslebt.

Weitere Informationen

Deutscher Jagdterrier-Club e.V.
www.djt-club.de

Wie wir wurden, was wir sind

Ein Phänomen ist der Ursprung des Deutschen Jagdterriers. Der wurzelt nämlich streng genommen im Zoo. Die jagdliche Karriere des kernigen Terriers mit dem raumgreifenden Gangwerk begann kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Wie so oft, mit einem Eklat. Einige Jäger, die zuvor dem Foxterrier-Club angehört hatten, wandten sich plötzlich ab vom einhelligen Vereinsleben. Rudolf Frieß, Walter Zangenberg und Carl-Erich Grünewald beschlossen, eigene Wege zu gehen. Mit einer klaren Zielsetzung: Sie wollten einen schwarz roten Jagdhund züchten, der bei der Arbeit unter der Erde brillieren würde wie kein zweiter. Klar, dass solche Bestrebungen für böses Blut sorgten.

Eine glückliche Fügung kam den Jagdterrier-Pionieren bei dem durchaus verwegen anmutenden Projekt zur Hilfe. Der Zoodirektor des berühmten Tierparks Hagenbeck, Lutz Heck, schenkte Walter Zangenberg vier schwarz-rote Terrier. Angeblich aus reinen Foxterrierstämmen gezüchtet. Dieses Quartett machte Furore – als Basis der Deutschen Jagdterrier-Zucht.

Der erste Schritt war getan, nun kam Zahnarzt Dr. Herbert Lackner ins Spiel. Er gilt noch heute als großer Förderer des Jagdterriers und wird nach wie vor entsprechend geehrt. Der Deutsche Jagdterrier Club e.V. richtet regelmäßig die „Dr. Lackner-Gedächtnisprüfung für Deutsche Jagdterrier“ aus.

Nachdem sich Lackner eingeschaltet hatte, erfolgten Einkreuzungen mit ganz alten, rauhaarigen Terriern aus England und einigen Welsh Terriern. Das Zuchtprojekt nahm nun überzeugende Formen an. Das Erscheinungsbild der Rasse festigte sich zunehmend. Und das Zuchtziel galt als klar definiert: Ein vielseitiger, harter, spurlauter und wasserfreudiger Terrier sollte fortan die Jägerschaft begeistern. Dank hoher Jagdpassion und auffallender Abrichtefähigkeit ging die Rechnung auf. Das Tüpfelchen auf dem I: die Gründung des Deutschen Jagdterrier-Clubs e.V. im Jahre 1926.

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