Collie
Lang- und Kurzhaar

Collie

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Lang- und Kurzhaar

Inmitten der Familie leben, viel Auslauf genießen und sich über liebevolle Anerkennung freuen:
All das ist lebenswichtig für einen Collie.
Dann entfaltet er wunderbare Eigenschaften als Familienhund, sportlicher Partner oder sogar als
Dienst- oder Therapiehund.

Fotos: Kurzhaar Collies: Claudia Schmidt | Langhaar Collies: Deutscher Collie-Club e.V.

Der schottische Schäferhund

Suchen wir nach seinem Ursprung, lesen wir in der Literatur, dass die Römer ihn auf die Insel brachten. Eher unwahrscheinlich, denn es gibt keine vergleichbare Rasse in Südeuropa. Zum anderen drangen die Römer nie nach Schottland vor. Isländer und Skandinavier besiedelten seit Urzeiten den Norden Großbritanniens, ihre Hunde gehören ganz sicher zu den Vorfahren. Die ersten Darstellungen des Islandhundes z.B. zeigen unverkennbar einen Border Collie, schwarz mit der typischen weißen Zeichnung,
Rute und Kippohren! Der moderne Islandhund wurde mithilfe skandinavischer Spitze kurz vor dem Aussterben gerettet und wir können davon ausgehen, dass die im 18. Jh. dargestellten Hunde auch so aussahen.


Ursprünglich herrschten Clans in Schottland, deren Chefs ihr Land in kleinen Parzellen verpachteten. Die Pachtbauern waren eng mit ihrem Clan verbunden, sie genossen Schutz und zogen für ihn in den Krieg. Ihren kärglichen, aber gesicherten Lebensunterhalt bezogen sie aus dem Land und ihren Haustieren – ein paar Rindern, Schafen, Ziegen, Geflügel. Viehoder Schafzucht im großen Stil gab es nicht. Einen Hütehund brauchte damals niemand. Der ursprüngliche schottische Schäferhund war eher ein vielseitig einsetzbarer Helfer des Crofters.


Das änderte sich, als die Schotten im 18. Jh. ihren langen Krieg gegen die Engländer verloren. Damit verlor Schottland seine Selbstständigkeit und das Clanwesen wurde zerschlagen. Die Bauern wurden vertrieben,
um Freiraum für groß angelegte Weiden zu schaffen. Sie wanderten nach Australien und Amerika aus und nahmen ihre Hunde mit. Schafzucht wurde nun ein neuer einträglicher Wirtschaftszweig. Unzählige Schafe
wurden aus den nordenglischen Bergen, den Cheviot Hills, nach Schottland gebracht. Mit den Schafen kommen immer die Hunde. So gelangten die Vorfahren des Collies nach Schottland, wo sie sich mit den wenigen noch verbliebenen einheimischen Hunden vermischten.

Hund der Könige

Queen Victoria, die von 1837 bis 1901 das Weltreich Großbritannien zu großem Reichtum führte, liebte Hunde. Auf ihrem Lieblingsschloss Balmoral beobachtete sie die Hütehunde bei der Arbeit und verliebte sich in sie. Diese Hunde sahen aber noch lange nicht wie Collies aus. Sie waren überwiegend schwarz und kurzhaarig. Dennoch wurde, wie alles, was das Königshaus vorgab, der Collie in den feinen Kreisen Englands und bald auch im Ausland zum begehrten Prestigeobjekt.


Die wettfreudigen Briten stritten auch um den schönsten Hund. Das begann 1859 mit einer Hundeausstellung für Jagdhunde. Es gab Preisgelder zu gewinnen, und bald wurden auch Hütehunde zugelassen. Lokale Schläge und Liebhabereien einzelner Züchter wurden mit einem Namen versehen zur „Rasse“ erhoben, in einem Standard beschrieben und nach Vorbild des Vollblutpferdes in ein Stammbuch eingetragen. Reiche Leute
einschl. der Königsfamilie widmeten sich der Zucht. Queen Victoria besaß große Zwinger mit vielen Hunden. Das gab dem neuen Hobby riesigen Aufschwung, und Hundezucht wurde zu einem lukrativen Geschäft.

Der Collie

Die ersten Schauen fanden in Mittelengland statt. Man wird auch gerne als „schottischen“ Hund vermarktet haben, was gar nicht aus Schottland kam, denn hübsche, dem heutigen Collie ähnliche Hütehunde gab und gibt es noch in Wales und Irland. Man selektierte fortan nach eleganter Erscheinung und leuchtenden Farben. Wie damals üblich, wurden andere Rassen eingekreuzt. Gordon Setter, angeblich um ihm die Intelligenz des Collies zugute kommen zu lassen. Die Barsoieinkreuzung auf Wunsch des russischen Zaren, um die Windhundzucht zu verbessern ist dokumentiert. Es dürfte der Gelassenheit des Barsois zu verdanken sein, dass sich der Collie so gut in die Rolle eines Salonlöwen einlebte. Einem echten Hütehund
wäre das sicher schwerer gefallen!


Der Aufschwung der Colliezucht hatte auch einen wirtschaftlichen Hintergrund.
Amerika orientierte sich in Modefragen ganz an England. Amerikanische Liebhaber zahlten unglaubliche Preise für die besten Exemplare. Die Rasse wurde praktisch für den amerikanischen Markt gezüchtet. Ein
berühmter amerikanischer Schriftsteller verherrlichte seine Collies in Romanen. Kaum ein englisch-sprachiges Kind wuchs ohne die Erlebnisse der wunderbaren Sunnybank-Collies auf. Nach dem 2. Weltkrieg war es dann ein weiterer Hunderoman, der die Rasse weltweit ins Blickfeld rückte. Eric Knights „Lassie Come Home“ machte den Collie durch Film und Fernsehen zum Kindertraum von Generationen in aller Welt. Der Collie gehört seit seiner Existenz als Rassehund seit nunmehr fast 150 Jahren zu den beliebtesten Hunderassen – mal mehr mal weniger von Modetrends gebeutelt.

Vielseitig

Obwohl seit 150 Jahren ausschließlich als Begleithund gezüchtet, gibt es auch heute noch Exemplare, die an der Herde hervorragende Arbeit leisten, was besonders in den USA gefördert wird. Der Collie ist ein vielseitig interessierter Hund, der gerne mit seinen Menschen etwas tut. Er ist aber kein „workaholic“, der ständig nervt und fordert. Er ist zur Stelle, wenn man ihn braucht und sehr geduldig, wenn nicht. Das hat den Nachteil, dass sich bequeme Menschen darauf ausruhen und dem Collie nicht genug Bewegung und geistige Anregung verschaffen. Collies zeigen herausragende Leistungen bei allen nasenorientierten Aufgaben ebenso wie in allen hundesportlichen Disziplinen, ja sogar früher bei den Schutzhundprüfungen.
Sanft und sensibel eignen sich viele als Behindertenbegleit und Therapierhunde sowie als Epilepsie- und Diabeteswarnhunde, um nur einige zu nennen.


Schönheitstrends hat es schon immer gegeben. Der Standard sollte zwar ein Bild vorgeben, aber der Auslegungsspielraum ist groß. So gibt es vom kleinen, kompakten Hund mit viel Fell und süßem Gesichtchen über den edlen, eleganten, weit ausschreitenden Hund mit weniger üppigem, dafür seine Körperlinien betonendem Haarkleid bis hin zu derberen Typen mit wenig Fell für jeden Geschmack etwas. Das gilt auch für das Verhalten von wenig belastbar sensibel bis hin zu richtigen Arbeitshunden, die ihre
Menschen fordern.


Wer sich für einen Collie interessiert, sollte sich daher bei verschiedenen
Züchtern umsehen. Er wird ganz sicher seinen Traumhund finden!

Ein wunderbarer Familienhund

Der Collie ist enorm anpassungsfähig, weil er ganz in seinen Menschen aufgeht. Er möchte immer dabei sein. Seine freundliche Grundstimmung gegen Mensch und Tier ist in der heutigen Zeit eine besonders kostbare Eigenschaft.
Er ist sehr intelligent und lernt gerne, so dass man ihm die üblichen Gehorsamsübungen
und vielerlei Tricks im Handumdrehn beibringen kann. Aber bitte nur so lange es Spaß macht. Sobald Ehrgeiz und Strenge mit hartem Ton ins Spiel kommen, blockiert der Collie. Er ist so feinfühlig, dass
er alle Gemütsregungen spürt und darauf reagiert. Wie alle Hütehunde hat er eine überaus scharfe Beobachtungsgabe. Er liest jede kleinste Regung im Mienenspiel, nimmt Veränderungen der Körperhaltung und Körperdüfte wahr, die unsere Stimmung verraten.

Wer mit dem Collie sportlich arbeiten will, muss Disziplin nicht dem Hund sondern sich selbst im Umgang mit dem Hund abverlangen und von Anfang an die Übungen so gestalten, dass man gänzlich locker in Turniere und Prüfungen geht. Sonst kann es passieren, dass der Collie, der alles
so wunderbar kann und macht – mitten auf dem Platz stehen bleibt...


Collies sind wachsam, im Ernstfall auch verteidigungsbereit. Manche kläffen viel. Sie sind einfach nur mitteilsam, oder es handelt sich um Frustkläffen, das zeigt, dass der Collie nicht ausgelastet ist, nicht für voll genommen wird und es ihm an sinnvollen Aufgaben fehlt.


Der Collie ist ein Hund, der freundliche, liebevolle, souveräne Führung braucht. Wir haben ängstliche, nervöse bis hin zu aggressiven Hunden erlebt, die sich sofort normal verhielten, als der Besitzer in richtigem Umgang mit seinem Hund geschult wurde oder der Besitzer wechselte. Fehlt die Führungsqualität des Besitzers, muss der Collie als sehr instinktsicherer Hund für Ordnung sorgen. Oftmals lastet er sich damit eine Verantwortung auf, die er nicht tragen kann und steht unter Stress. Wird
daraus Dauerstress, wird der Hund krank. Die Leichtführigkeit darf nicht dazu verleiten, gar nichts mit dem Hund zu machen. Wenn all‘ seine Bemühungen mit seinem Menschen zu kommunizieren nicht ernst genommen werden, resigniert der Collie. Er zieht sich in sich zurück, wird zum Dekorationsstück,
an dem Frauchen ihren Pflegetrieb loswerden kann. Solche Hunde zu erleben tut einfach nur weh.


Das korrekte Haarkleid ist pflegeleicht, alle zwei Wochen gründliches Bürsten hält das Fell sauber. Zu üppiges, wolliges, Chow Chow-ähnliches Fell ist nicht wetterfest, braucht lange zum Trocknen, kann dauerhaft unangenehm riechen, muss häufiger gebürstet werden. Es behindert sogar beim
Schwimmen. Deshalb sollte man sich vorher entscheiden, welchen Felltyp man haben möchte.

Der Kurzhaar Collie

Der Kurzhaar Collie war nie ein Modehund und lebte im Schatten seines populären Bruders. Einerseits ein großer Vorteil, andererseits steht er in seiner Heimat mangels ausreichender Zuchtbasis auf der Liste der
bedrohten Rassen. Er war schon immer ein Hund für Kenner und besondere Liebhaber. Wenn auch der Unterschied nur in der Haarbeschaffenheit liegen soll, so hat sich im Kurzhaar Collie mehr der Arbeitshund erhalten.


Kurzhaarige Hütehunde werden heute noch in Wales und Nordengland von den Farmern bevorzugt, weil sie weniger unter der sommerlichen Hitze leiden und dadurch ausdauernder arbeiten.


Man sagt, dass Greyhound eingekreuzt wurde, was durchaus möglich ist, denn die Farmer nutzen alles, was die Arbeitsfähigkeit verbessert. Sicherlich trug der Greyhound zur Schnelligkeit bei. Wenn ein Kurzhaar
Collie galoppiert sieht man den Windhund laufen. Der Kurzhaar ist in der Regel im Wesen etwas robuster und eigenständiger als der Langhaar, temperamentvoller und arbeitseifriger.

Wer das lange Fell scheut und einen eleganten, vielseitigen sportlichen Begleiter sucht und das feinfühlige, angenehme Wesen des Collies schätzt, findet im Kurzhaar eine wunderbare Alternative. Das kurze Stockhaar ist zwar pflegeleicht, haart aber stark.


Kurzhaar ist dominant über Langhaar, d.h. kurzhaarige Hunde können Erbanlagen für Langhaar tragen. Nach dem Krieg gab es kaum noch Kurzhaars, sie mussten mit Langhaar verpaart werden. Deshalb kommt es gelegentlich vor, dass langhaarige Welpen von kurzhaarigen Eltern geboren werden. Seit einigen Jahren werden Lang- und Kurzhaar Collie im FCI Raum als getrennte Rassen gesehen und dürfen in Deutschland nur mit Sondergenehmigung verpaart werden.

Text: Eva-Maria Krämer

 

 

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