Ein Wattebausch in Charme-Offensive
Die Rasse des Monats: Bichon à poil frisé
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Bichon à poil frisé
Bichon à poil frisé
Ein Wattebausch in Charme-Offensive
Man muss ihn einfach liebhaben. Schließlich hat auch er jeden lieb. Ein Bichon à poil frisé verzaubert seine Umwelt mit einem einzigen Blick aus seinen dunklen Kulleraugen. Und das schneeweiße Zuckerwatten-Flair verführt zum Kuscheln.
Er weckt Assoziationen an Zuckerwatte, eine Schneeflocke oder einen Wattebausch. So weiß, so sauber - diese akkurate Silhouette... all das schafft nur ein Bichon à poil frisé. Zumindest dann, wenn er gepflegt und rassetypisch gestylt in Szene tritt. Ungepflegt sieht das ganz anders aus: Dann verwandelt sich das bis zu zehn Zentimeter lange Haar, das wie ein Korkenzieher gedreht ist, in ein heillos verfilztes Wirrwarr und anstelle von Weiß stechen allenfalls ein schmutziger Gelbstich oder dreckiges Grau hervor, während sich im Umfeld der Augenwinkel rote Verfärbungen breit machen. Bei allen wunderbaren Eigenschaften dieser franco-belgischen Kleinhunde-Rasse, muss eines von Anfang an klar sein: Ohne regelmäßige Pflege - am besten mindestens vier bis sechs Besuche eines wirklich guten Hundesalons pro Jahr - wird man mit einem Bichon à poil frisé nicht glücklich. Und der zauberhafte Vierbeiner auch nicht mit Ihnen. - Außer, Sie sind selbst ein leidenschaftlicher Hunde-Groomer, der Shampoo, Bürste und Schere stets zur Hand hat.
Sie haaren nicht!
Ist das einmal akzeptiert und der Hund von klein auf an Baden, Kämmen, Scheren mit Aufsatzkamm, Konturschnitte, die Pflege der Augenpartie, das Entfernen kitzeliger Härchen im Ohrinnenraum und zwischen den Pads der Pfotenballen gewöhnt, entpuppt sich der Bichon tatsächlich als das, was man ihm nachsagt: eigentlich ein pflegeleichter Hund zu sein. Und tatsächlich: Sein Fell haart nicht und somit verläuft auch der Fellwechsel unspektakulär. Nur eines sollte man als Mensch, der sein Leben mit einem Bichon teilt, meiden: Wasser (außer dem Pflegebad im Hundesalon). Denn feuchtes Bichon-Fell neigt dazu, hartnäckige Knoten zu bilden.
Durchaus sportlich
All das sind Kleinigkeiten im Vergleich zu dem, was ein Bichon seinem Menschen bietet: Angefangen mit einer bedingungslosen Zuneigung und verblüffenden Anpassungsfähigkeit. Auf einer Skala von Eins bis Zehn liegt der Bichon hinsichtlich seiner Qualitäten als Begleithund am ganz oberen Ende der Messlatte. Er liebt Streicheleinheiten und schenkt selbst viel Zärtlichkeit. Bewegung ist ihm wichtig, wobei es wirklich keine Wanderungen oder Ausdauersport sein müssen. Dreimal täglich ein 20-minütiger Spaziergang kommt ihm ebenso entgegen wie zwei längere Spaziergänge pro Tag. Steht dem Zweibeiner der Sinn nach mehr Bewegung, ist der Bichon voll mit dabei. Und auch mit Agility kann man ihm eine Freude machen. Dort zeigt er seine Sportlichkeit gerne in der Mini-Klasse.
Mit Motivation gelingt alles
Da Bichons für ihr Leben gerne lernen und Aufgaben meistern, ist anspruchsvolles Trick Dogging ein spannendes Thema. Die hohe Lernbereitschaft hilft auch bei der Erziehung des Bichons, die - so niedlich er auch sein mag! - keinesfalls zu kurz kommen darf. Was passiert, wenn man einen Bichon nicht erzieht? Dann besteht das Risiko, dass er sich zu einem stets fordernden, selbst bestimmenden, widersetzlichen Kläffer entwickelt. Und das wäre schade. Denn eigentlich sind die schneeweißen Charmeure mit den dunklen Kulleraugen ausgesprochen einfach zu erziehen. Wer mit Motivation und Konsequenz - niemals mit Strafe - arbeitet, kommt schnell und zuverlässig in den Genuss eines wunderbar kooperativen Hundes.
Bichons haben einfach jeden lieb
Im Umgang mit Artgenossen sind Bichons so freundlich und aufgeschlossen wie mit Kindern, die sie über alles lieben. Leider beziehen die gastfreundlichen Vierbeiner meistens auch unerwünschte Gäste in ihre Sympathien mit ein, was sie als Wachhund disqualifiziert. Wobei Bichons durchaus anschlagen, wenn sie ungewohnte Geräusche vernehmen. Dabei entpuppt sich ihre - für die Körpergröße überraschend tiefe - Stimme als sehr angenehm für die Ohren. Insgesamt sind die 25 bis 27 Zentimeter großen Hunde, zu deren Vorfahren der Water Spaniel und der Barbet gehören, ausgeglichen und selbstbewusst. Hektik oder Nervosität sind den drei bis sechs Kilogramm leichten Bichons fremd. Sie eignen sich durchaus als Anfängerhund.
Angenehmer Reisebegleiter
Bichons fühlen sich in einer Wohnung ebenso wohl wie in einem Haus mit Garten. Im Auto beanspruchen sie nur wenig Platz, sollten aber immer vorschriftsmäßig gesichert sein. Wer den weißen Wuschel als dekorativen Schoßhund spazieren fährt, handelt nicht nur gesetzeswidrig, sondern gefährdet vor allem die Gesundheit und das Leben seines Lieblings. Im Flugzeug reisen die leichtgewichtigen Begleiter - in einer hundegeeigneten Reisetasche verstaut - im Passagierraum. In vielen Hotels sind sie gern gesehene Gäste.
Barbichon
Bichons à poil frisé gehören zur Gruppe der Barbichons, die auch Bichon als Sammelbegriff für gleich fünf Rassen verwendet, die eines gemeinsam haben: Sie sind klein, liebenswert und laden einfach zum Kuscheln ein. Dazu gehören Malteser, Bologneser, Havaneser, Löwchen und eben der Bichon à poil frisé, dessen erste Spuren auf den Kanarischen Inseln zu finden sind. - Weshalb er 1928 auf einer Rassehundausstellung in Duisburg auch als Teneriffa-Seidenpudel präsentiert wurde. Von den spanischen Inseln führte ihr Weg an die Königshöfe der Renaissance bis 1933 schließlich die Niederlegung eines offiziellen Standards erfolgte. Über den Umweg USA ging es nach England und inzwischen sind Bichons in ganz Europa beliebt. In der Welpenstatistik des Verbands für das Deutsche Hundewesen e.V. (VDH) wurden 2017 immerhin 129 Welpen registriert.
Verwöhnen erlaubt
In Frankreich ist die Rasse noch weitaus populärer. Und die Franzosen versichern schmunzelnd: "Un bichon, ça se bichonne!" (Ein Bichon gehört verwöhnt!), wenn sie von dem unternehmungslustigen Kerlchen mit dem lebhaften Augenausdruck sprechen. Mit einer hohen Lebenserwartung von 15 Jahren und mehr, darf man sich auf jede Menge schöner gemeinsamer Erlebnisse freuen, wenn man sich für einen Bichon entscheidet.
Wie wir wurden, was wir sind
Während der Renaissance griff das Bichon Frise-Fieber von Italien aus nach Frankreich über. Dort erinnerte er viele an den französischen Wasserhund, den Barbet, weshalb der Italien-Import anfangs auch Barbichon genannt wurde. Im 17. und 18. Jahrhundert schmückte sich der Adel gerne mit den kleinen, weißen Begleitern - wovon zahlreiche Gemälde aus der damaligen Zeit zeugen. Als Napoléon III. die Macht übernahm, erlebte der Bichon Frise einen erneuten Aufschwung und bekam einen weiteren Namen: Ténériffe. Von da an begeisterte sich auch das Bürgertum für ihn und die Belgier entdeckten ihr Faible für die zauberhafte Rasse. Die Weltkriege hätten die Zucht beinahe zum Erliegen gebracht, doch dank des engagierten Einsatzes französischer und belgischer Bichon-Züchter überlebte die Rasse. Seit 1978 lautet die offizielle Rassebezeichnung "Bichon à poil frisé".
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