
Als gefährdet eingestuft
Die Rasse des Monats: Appenzeller Sennenhund
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Appenzeller Sennenhund
Appenzeller Sennenhund
Als gefährdet eingestuft
Als traditionsreiche Schweizer Bauernhundrasse versteht sich der Appenzeller Sennenhund auf das Hüten und Treiben von Vieh sowie auf das Bewachen von Haus und Hof. Als Familienhund braucht er viel Zuwendung und möglichst täglich sinnvolle Beschäftigung. Früher beschränkte sich das Zuchtgebiet auf das Appenzeller Land. Heute gibt es in der gesamten Schweiz und auch in anderen Ländern Züchter dieser Rasse. Dennoch ist der aktive Schweizer der seltenste Vertreter der Sennenhundrassen und gilt sogar als gefährdet.












Fotos: © Schweizer Sennenhund-Verein für Deutschland e.V. (SSV), Adobe Stock
Man nennt ihn unter anderem auch den Appenzeller Bläss und seine typischen Eigenschaften sind das Ergebnis einer konsequenten Leistungszucht. Alles, was einen guten Vieh- und Treibhund ausmacht, gehört somit dazu. Der Appenzeller Sennenhund ist lebhaft, temperamentvoll, selbstsicher und furchtlos. Fremden gegenüber begegnet der aufmerksame Vierbeiner eher misstrauisch. Er bringt somit beste Wachhund-Eigenschaften mit sich, zu denen natürlich auch die Freude am Bellen gehört. Allerdings nicht nur das: Er ist auch ein vielseitiger und anhänglicher Familienhund, mit dem man sich möglichst intensiv beschäftigen sollte. Denn auch wenn heutzutage die wenigsten Appenzeller Sennenhunde tatsächlich noch in ihrem ursprünglichen Einsatzgebiet aktiv sind, so bringen sie dennoch eine durchaus nennenswerte Freude an körperlicher Bewegung und an interessanten Aufgaben mit. Wobei das Feld der Möglichkeiten, diese Bedürfnisse auszuleben, weit ist.
Kluger Begleiter
Voll ins Familienleben integriert fühlt sich der rege Sennenhund am wohlsten. Er braucht die Nähe zu seinen Menschen und baut eine enge Bindung zu ihnen – wie auch zum eigenen Revier – auf. Doch das alleine reicht natürlich nicht, um den agilen Vierbeiner auszulasten und glücklich zu stimmen. Das gelingt aber beispielsweise beim Einsatz als Rettungshund, beim Breitensport oder auf dem Agilityplatz. Der Appenzeller Bläss ist ein kluger Begleiter, dessen Motivation und Lebensfreude verkümmern, wenn er keine Anreize bekommt. Deshalb eignet sich diese Rasse vor allem für aktive Menschen, die große Freude an gemeinsamen Unternehmungen mit ihrem Hund haben.
Kopfarbeit
Wer Interesse an der Hütearbeit hat, findet im Appenzeller Sennenhund übrigens auch einen begeisterten Partner. Auf internationalen Hütehundprüfungen überzeugte wiederholt der Italiener Leonardo di Marino mit seinem Rüden Arturo und stellte damit unter Beweis, dass auf diesem Terrain nicht nur Border Collies glänzen. Die Arbeit als Therapiehund liegt dem einfühlsamen Schweizer auch im Blut. Dabei kann er zwar weniger seiner Bewegungsfreude frönen, dafür aber umso mehr sein kluges Köpfchen einsetzen. Das gilt auch für den Einsatz als Schulbesuchshund, zumal ein sozialisierter Appenzeller Bläss aus guter Zucht normalerweise auch ein großes Herz für hundeaffine Kinder hat. Ob Hoopers, Obedience, Treibball oder andere Sportarten… Der Appenzeller Sennenhund freut sich immer über Action. Umso anspruchsvoller, desto besser!
Kooperativ und mitteilungsfreudig
Grundsätzlich zeichnen den Bläss Kooperationsbereitschaft und Mitteilungsfreude aus. Das bedeutet zum einen, dass sich der kluge Schweizer von einem einfühlsam-konsequenten Halter in der Regel problemlos erziehen lässt und zum anderen, dass er stimmlich gerne jegliche Gemütslage dokumentiert. Die angeborenen Bellfreude ist typisch für Treibhunde, die bei ihrer Arbeit am Vieh in vielen Situationen ihre Stimme einsetzen. Aus welchem Grund sollte das ein Appenzeller einstellen, nur weil seine Familie kein Vieh hält? Allenfalls aus dem Grund, weil er begreift, dass dieses Verhalten nicht sonderlich gut ankommt, was sich erzieherisch vermitteln lässt. Wobei einem immer bewusst sein sollte, dass die Entscheidung für einen Hüte- und Treibhund unweigerlich mit einer erhöhten Bellbereitschaft einhergeht. Das kann sich beispielsweise auch bei der Ausbildung als Reitbegleithund zeigen, wenn der noch unausgebildete Appenzeller fröhlich bellend rund ums Pferd springt.
Wetterfest und selbstreinigend
Somit gestaltet sich die Erziehung an diesem Punkt vielleicht als etwas aufwändiger als mit einer weniger bellfreudigen Rasse, dafür entlastet der Bläss seinen Halter aber wiederum bei der Fellpflege. Die ist nämlich denkbar simpel. Regelmäßiges Bürsten reicht aus, um das kurze, glatte Fell in Form zu halten. Das Haarkleid des Appenzellers besteht aus festem und anliegenden Stockhaar und dichtem, glänzenden Deckhaar sowie aus dichter Unterwolle. Das ideale Outfit, um in den Schweizer Bergen jeglicher Witterung zu trotzen und dabei auch noch selbstreinigend zu sein. Der Standard erlaubt zwei verschiedene Farben: Schwarz oder Havannabraun mit möglichst symmetrischen braun-roten und weißen Abzeichen.
Mittelgroß und quadratisch
Der Appenzeller Sennenhund ist somit ein dreifarbiger, mittelgroßer Hund von quadratischer Statur. Rüden erreichen eine Größe von 52 bis 56 Zentimetern. Hündinnen sind mit 50 bis 54 Zentimetern vertreten. Harmonische Proportionen, eine ausgeprägte Muskulatur, Beweglichkeit und Flinkheit zeichnen den schönen Schweizer mit dem pfiffigen Gesicht aus. Die hoch angesetzte Rute ist mittellang und dicht behaart. In der Bewegung trägt sie der Appenzeller Sennenhund typischerweise eng über der Kruppe eingerollt, manchmal aber auch seitlich oder mittig. Laut Standard zeichnen ein kräftiger Schub und guter Vortritt das Gangwerk des ausdauernden Arbeitshundes aus. Was den Schub angeht, zeichnet die Realität jedoch ein abweichendes Bild. Die rassetypischen Winkelungen bewirken vielmehr eine relativ steile Hinterhand, die einem kräftigen Schub eher widerspricht.
Gefährdete Spezies
Obwohl der Appenzeller Sennenhund nicht akut vom Aussterben bedroht ist, so stuft ihn die Schweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren, ProSpecieRara, als einzige Schweizer Hunderasse, als gefährdet ein. Grund hierfür sind eine schmale Zuchtbasis und die geringe Verbreitung der Rasse. Die Stiftung richtet alle fünf Jahre die ProSpecieRara Tier-Expo aus. 2022 waren auf der Nationalen Schau gefährdeter Nutztierrassen, auf der alle 32 ProSpeciaRara-Rassen präsentiert wurden, auch wieder Appenzeller Sennenhunde vertreten. Die Stiftung beschreibt die Bestandsentwicklung des Appenzeller Sennenhundes als stabil bei enger Zuchtbasis. Eine gezielte Erhaltungszucht wenig vertretener Linien und die Verbreiterung der genetischen Zuchtbasis werden als Zuchtziele genannt.
Vier Sennenhundrassen
Der Appenzeller Sennenhund vertritt eine von insgesamt vier Sennenhundrassen. Außer ihm gehören auch der Berner Sennenhund, der Entlebucher Sennenhund und der Große Schweizer Sennenhund zu dieser Gruppe. Der Begriff Senner bezeichnet einen Almhirten – auch kurz Senn genannt. In der VDH-Welpenstatistik 2022 ist der Appenzeller Sennenhund mit 114 Welpen, der Berner Sennenhund mit 761, der Entlebucher Sennenhund mit 139 und der Große Schweizer Sennenhund mit 228 Welpen vertreten.
Wie wir wurden, was wir sind
Bauernhunde der Schweizer Alpen sind Vorfahren des Appenzeller Sennenhundes wie wir ihn heute kennen. Die dreifarbigen Arbeitshunde fanden – vor allem in den Kantonen Appenzell Inner- und Ausserrhoden – vielfältigen Einsatz: sie überzeugten als Wachhunde, halfen als Treib- und Hütehunde an den Viehherden oder zogen Lastenkarren. Die erste Erwähnung des Appenzeller Sennenhundes geht auf das Jahr 1853 zurück und findet sich in der Enzyklopädie „Tierleben der Alpenwelt“. Dort wird er als „hellbellender, kurzhaariger, mittelgroßer, vierfarbiger Sennenhund“ beschrieben, der „strichweise in ganz regelmäßigem, spitzartigem Schlag, teils zur Hut der Hütte, teils zum Zusammentreiben der Herde, vorzufinden ist.“ 1896 erfolgt die offizielle Anerkennung als eigenständige Rasse. Forstmeister Max Siebert und Professor Albert Heim sind in diesem Zusammenhang zu erwähnen und gelten als große Förderer der Rasse. Siebert hatte die Hunde auf Viehschauen in der Ost-Schweiz bemerkt und dann begonnen, sich intensiv mit ihnen zu beschäftigen. Er wirkte auch maßgeblich an der Erstellung des ersten Standards mit. Daraufhin wurden acht Rassevertreter auf einer internationalen Rassehundausstellung in Winterthur präsentiert. Auch Heim engagierte sich für die Sennenhund-Rassen und trug aktiv zur Ausarbeitung der einzelnen Rasseunterschiede bei. Auf seine Anregung hin erfolgte 1906 schließlich die Gründung des Schweizer Clubs für Appenzeller Sennenhunde und das mit einer klaren Zielsetzung: Die Rasse in ihrer Natürlichkeit zu erhalten und zu fördern. In Deutschland erlangte der Appenzeller Sennenhund ab 1924 Bekanntheit, als sich die Gründerin des Schweizer Sennenhund-Vereins für Deutschland, Nanny Behrens, der Rasse annahm. Sie züchtete als erste Deutsche mit Importhunden und bei ihr fiel auch der erste Wurf. Eine kontinuierliche Zucht erfolgte jedoch erst ab Mitte der 1970er Jahre. Mit einer durchschnittlichen Welpenzahl von 60 bis 70 Hunden pro Jahr vertritt der Appenzeller Sennenhund die kleinste Population der Sennenhund-Rassen. Wobei die Zahlen der VDH-Welpenstatistik in den letzten Jahren erfreulicherweise deutlich über diesem Durchschnitt lagen.
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