Hunde müssen draußen bleiben

Der Duisburger Tierhändler Norbert Zajac, der nach eigenen Angaben das größte Zoofachgeschäft der Welt betreibt, gerät gerne in die Schlagzeilen. Selbst mit negativen Meldungen erregt man Aufmerksamkeit und die bringt Umsatz. Aktuell werden zwei Junghunde der Rasse Rhodesian Ridgeback angeboten, die aus VDH-Zucht stammen sollen. Verkauft werden sollen sie zu einem Preis von 2.599 Euro – allerdings „ohne Papiere“.

Die Züchter in unseren Rhodesian Ridgeback-Vereinen werden sich bei dieser Behauptung vermutlich die Augen reiben. Sie sehen sich einer enormen Nachfrage gegenüber und können aus einer Vielzahl von Interessenten die künftigen Hundebesitzer, die die idealen Voraussetzungen für die Haltung dieser Hunderasse mitbringen, auswählen. Niemand käme auf den Gedanken, seine Welpen oder Jungtiere in das Schaufenster eines Tierhändlers zu stellen.

Züchtern in den VDH-Mitgliedsvereinen ist es untersagt, sich am kommerziellen Hundehandel zu beteiligen oder diesen zu unterstützen.

Sollte also ein VDH-Züchter Hunde zu Weiterveräußerung an die Zoohandlung Zajac abgeben, wäre er daher aus dem VDH-Mitgliedsverein auszuschließen.

In Deutschland ist der Handel mit Hundewelpen nicht verboten; die im Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe, dem Zajac nicht angehört, organisierten Betriebe verzichten bereits seit 1991 mit einer Selbstbeschränkung auf die Präsentation und den Verkauf von Welpen und empfehlen ausdrücklich die vermittelnde Zusammenarbeit mit Tierheimen und Züchtern.

Norbert Zajac setzt sich über die Beschränkung seiner Kollegen hinweg und zwar mit Kalkül: Auf Kosten der Jungtiere sollen Menschen ins Geschäft gelockt und deren Verweildauer erhöht werden. Zudem werden die „süßen“ und „niedlichen“ Welpen selbst zu einem schnellen Umsatzposten. Viel zu oft aber wird dann nach dem ersten Impuls entschieden. Schon jetzt landen viele Tiere in den Tierheimen, weil sie unüberlegt angeschafft wurden, sich dann vielleicht als lästig erweisen oder den Halter überfordern. Diese Zahl wird durch Zoo Zajac gesteigert.

In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts gab es den Verkauf von Hundewelpen in Kaufhäusern und Geschäften mit teils verheerenden Auswirkungen für die gehandelten Hunde. Hunde sind hochsoziale und sensible Tiere, die insbesondere als Welpen ganz besonders intensive Betreuung durch den Menschen und den Kontakt zur Mutterhündin, den Geschwistern und anderen erwachsenen Artgenossen benötigen. Fehler und Mängel in der 4. bis 12. Lebenswoche, der so genannten Präge- und Sozialisierungsphase der Welpen, sind später kaum noch zu korrigieren und können zu dauerhaften Verhaltensproblemen – gerade auch im Zusammenleben mit dem Menschen – führen.

In der dann folgenden Entwicklungsphase der heranwachsenden Junghunde ist es für diese von enormer Bedeutung, möglichst viele verschiedene Eindrücke zu sammeln und ihre Umwelt erfahren zu können. Ständig wechselnde Ausflüge, die dann üblicher Weise die neuen Besitzer mit dem Hund unternehmen, führen vom Park bis in die Fußgängerzone einer Stadt wobei der Hund auch ständig neue Menschen und Artgenossen unterschiedlicher Altersgruppen begegnen soll.

Welpen und junge Hunde kennen keinen Ladenschluss. Sie benötigen einen rund um die Uhr Service – auch am Wochenende. Züchter und Hundehalter wissen was ihre Vierbeiner in erster Linie benötigen: Zeit.

Wir im Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) sagen: Im Handel, auch im Fachhandel, haben Welpen und Junghunde nichts zu suchen – hier trifft wirklich einmal zu: Hunde müssen draußen bleiben! Sachkenntnis im Umgang mit Tieren kann an der Ladenkasse nicht mitgekauft werden. Eine zeitintensive Betreuung und Begleitung des Hundehalters wie sie die Züchter und die Zuchtvereine des VDH leisten, wird kein Händler der Welt – auch nicht der größte – sicherstellen können.

Hier sehen wir auch den Gesetzgeber in der Pflicht, endlich den Verkauf von Hundewelpen im Handel zu verbieten.

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