Da ist der Wurm drin: Augenwurminfektionen – eine Gefahr für Hunde in Deutschland?

In Baden-Württemberg hat sich vermutlich der erste Hund mit Augenwürmern in Deutschland infiziert.1 Wahrscheinlich dienten Fruchtfliegen von einem nahegelegenen Erdbeerfeld als Überträger. Sie profitieren von unserem immer wärmeren Klima. Eine Studie warnte schon 2006 vor steigenden Infektionen in großen Teilen Europas.3 Und nicht nur das: Menschen können sich in seltenen Fällen ebenfalls anstecken, wie ein Fall aus Deutschland zeigt.4

 
Der Fadenwurm Thelazia callipaeda befällt die Augen seiner Wirte. Seit einigen Jahren deuten Fälle aus deutschen Tierarztpraxen darauf hin, dass er vereinzelt auch in Deutschland anzutreffen ist.1,2 Der Fall aus Süddeutschland zeigt, wie die Infektion bei Hunden ablaufen kann: Ein 4 Jahre alter Golden Retriever-Rüde wird wegen Juckreiz am Auge beim Tierarzt vorgestellt, der daraufhin fünf weiße, fadenförmige Würmer aus dem Auge des Hundes entfernt. Die Lebensumstände des Retrievers legen nahe, dass die Ansteckung in Deutschland stattgefunden haben könnte.1

Die Larven des Augenwurms werden durch die ursprünglich asiatische Fruchtfliegenart Phortica variegata übertragen. Mit steigenden Temperaturen können diese Fliegen auch in gemäßigten Klimazonen vorkommen und Hunde, Katzen, Wildtiere und teils auch Menschen mit Augenwürmern infizieren.

Ein ökologisches Modell zeigte schon 2006, dass sich große Teile Europas als Lebensraum für die Fruchtfliege eignen.3 Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass sich der Augenwurm in diesen Gebieten verbreiten könnte. Und sie hatten recht: in Ländern wie Italien, Frankreich, Spanien, Portugal und der Schweiz wurden seither vermehrt Augenwurminfektionen bei Hunden gemeldet.5 Es wäre daher denkbar, dass die Zahl der Augenwurminfektionen in den nächsten Jahren noch steigen könnte. Das liegt zum einen daran, dass immer mehr Menschen mit ihrem Tier in betroffenen Regionen Urlaub machen oder Hunde von dort importieren. Zum anderen profitieren die wärmeliebenden Fruchtfliegen vom Klimawandel.

Der Augenwurm Thelazia callipaeda versteckt sich oft in den Häuten und Gängen um das Auge herum und ist von außen mitunter schwer sichtbar. Juckende, tränende Augen, sowie Entzündungen der Binde- oder Hornhaut können auf einen Befall hindeuten. In späten Stadien können dauerhafte Schäden am Auge entstehen. Deshalb sollten Hundehalter auf Symptome ihrer Vierbeiner achten. Mittlerweile gibt es auch Entwurmungspräparate, die bei monatlicher Anwendung vor einer Augenwurminfektion schützen. Manche Kombi-Präparate wirken dabei gleichzeitig gegen andere Parasiten wie Zecken, Flöhe, Milben und Magen-Darm-Würmer.6 Der richtige Ansprechpartner bei Fragen zum individuellen Parasitenschutz für Ihren Hund ist Ihr Tierarztteam.

 
Literatur
(1) Magins et al., Local transmission of the eye worm Thelazia callipaeda in southern Germany. Parasitol Res (2010) 106:715–717
(2) H. Hammerich, M. Dickomeit and J. Glatz (2019): Thelaziose-induzierte Konjunktivitis bei einem Hund in Deutschland. Der praktische Tierarzt, 101, Heft 2/2020, 138-146
(3) D. Otranto, E. Brianti et al. (2006): The zoophilic fruitfly Phortica variegata: morphology, ecology and biological niche. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17199746
(4) S. Dolff, J. Kehrmann et al. (2020): Case Report: Thelazia callipaeda Eye Infection: The First Human Case in Germany. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31912777
(5) Parasitus Ex e.V.: Überblick Thelaziose. www.parasitosen.de/krankheiten/thelaziose/ueberblick-thelaziose
(6) W. Lebon, J. Guillot et al. (2019) :Prevention of canine ocular thelaziosis (Thelazia callipaeda) with a combination of milbemycin oxime and afoxolaner (Nexgard Spectra®) in endemic areas in France and Spain. www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6333103/ https://www.tasso.net/Tierschutz/Tierschutz-Inland/wuehltischwelpen-nein-danke


Bild: Der weiße, fadenförmige Augenwurm – hier im Auge eines Hundes.(Fotomontage)

 

 

 

 

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