die story - Viel Rasse, volle Kasse. Stellungnahme des VDH

In der Sendung wurde Bezug auf eine Stellungnahme des VDH genommen. Die zitierten Passagen wurden stark verkürzt und zusammenhangslos dargestellt. Wir veröffentlichen daher die ausführliche Stellungnahme auf die von der Produktionsfirma Hampl & Hampl gestellten Fragen.

1. „Warum wird nicht viel mehr eingekreuzt, um die kranken Teile des Genoms zu ersetzen?“

Einkreuzungen mit dem Ziel, genetische Defekte in der Population einer Hunderassen zu bekämpfen, stellen nur eine von vielen möglichen Vorgehensweisen dar und müssen keineswegs grundsätzlich den besten Ansatz darstellen. Dort wo sie – auch bei uns – als Mittel der Wahl eingesetzt werden, ist der Erfolg von einer fundierten wissenschaftlichen Begleitung abhängig. Unreflektiert und wahllos eingesetzt, können in den Folgegenerationen die Probleme auch verschärft werden oder neue hinzukommen. So werden z.B. bei der Kreuzungszucht aus Labrador Retriever und Pudel, dem so genannten Labradoodle, Augenkrankheiten festgestellt, die in den beiden Ausgangsrassen keine Verbreitung hatten.

Lösungen bei der Bekämpfung genetisch bedingter Defekte sind meist komplex, erfordern die Unterstützung der Wissenschaft, die Mitarbeit vieler Züchter und werden im Idealfall in eine internationale Zusammenarbeit eingebettet. Das erscheint manchmal selbst den vermeintlichen Befürwortern zu beschwerlich.

Ein Beispiel: Für den Nova Scotia Duck Tolling Retriever („Toller“) hatte der wissenschaftliche Beirat unseres Verbandes 2010 in unserem Auftrag ein Einkreuzungsprogramm entwickelt. Dem Züchter, auf dessen Initiative hin das Programm an der Tierärztlichen Hochschule Hannover entwickelt wurde, hielt dessen Umsetzung anscheinend für zu mühsam und entschied sich, einen vermeintlich einfacheren – und offenkundig medienwirksameren Weg zu beschreiten, ohne einen nennenswerter Beitrag für die Zucht des Tollers zu leisten.

2. „Was macht der VDH, um die Situation zu verbessern? Warum greift der VDH bei den Zuchtvereinen nicht härter durch?“

Welche Situation sollen wir verbessern? Bei welchen Zuchtvereinen soll der VDH „durchgreifen“? Meinen Sie die Vermeidung so genannter Qualzuchten? Da sind wir im VDH auf einem guten Weg und haben bereits viel erreicht. Damit ein Hund innerhalb des VDH in die Zucht gelangen kann, muss er nachfolgende Kriterien für die Zuchtzulassung erfüllen:

  1. Gesundheit, mit entsprechenden ärztlichen Untersuchungen und Gutachten wie z.B. HD, Augenuntersuchungen, Herz-Kreislauf, Skelett etc
  2. Verhalten durch entsprechende rassebezogene Prüfungen oder Tests
  3. Die Beurteilung der äußeren Erscheinung

Auch hier ein Beispiel: Die englische Bulldogge, die sich übrigens in der Werbung und TV-Studios großer Beliebtheit erfreut, muss in der VDH-Zucht bei der Überprüfung der Gesundheit Röntgenuntersuchungen der Hüfte und der Luftröhre, die Ultraschalluntersuchung des Herzens und einen Belastungstest bestehen, bevor eine Zuchtzulassung erteilt werden kann. Das hat allerdings zur Folge, dass 2012 nur 8 Welpen bei VDH-Züchtern aufgezogen wurden. Das Bild, was man bei einem Spaziergang durch die Innenstädte unserer Großstädte gewinnt, wirft aber die Frage auf, wo kommen diese Bulldogs alle her; wurde die Gesundheit deren Eltern auch so genau unter die Lupe genommen?

3. „Wieso ist Zoo Zajac ein großes Problem für den VDH und den Rassehund?“

Zoo Zajac bietet Welpen im Zoofachgeschäft an. Diese Art der Zurschaustellung junger Hundewelpen – gleich ob Rassehund oder Mischling – schien in Deutschland überwunden zumal die Fachbetriebe, die dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) angeschlossen sind, ganz bewusst auf den Verkauf von Welpen verzichten und stattdessen bei entsprechenden Nachfragen von Kunden auf die Tierheime oder seriöse Züchter verweisen. Herr Zajac verkauft keine nennenswerte Zahl von Hunden. Ihm ging es offenkundig darum, Aufmerksamkeit zu erzeugen und mit der Präsentation „niedlicher“ Welpen Kunden in sein Geschäft zu bringen.

Welpen und junge Hunde kennen keinen Ladenschluss. Sie benötigen eine qualifizierte 24-Stunden-Betreuung – auch am Wochenende. Sachkenntnis im Umgang mit Tieren kann an der Ladenkasse nicht mitgekauft werden. Eine zeitintensive Betreuung und Begleitung des Hundehalters kann durch die Fachhändler nicht sichergestellt werden.

4. „Warum gibt es keinen Vet-Check bei VDH-Austellungen wie in England? Warum orientiert man sich nicht mehr am Kennelclub - siehe auch Inzucht-quoitient und "Makeselect" auf der Webseite?“

Was ist beim Vet-Check auf der Crufts tatsächlich geschehen: Auf der Crufts waren bei 15 Rassen die Gewinner von einem Tierarzt auf ihren Gesundheitszustand untersucht worden und sechs davon durften dann am abschließenden Finale nicht teilnehmen. Halten wir fest: Von weit über 20.000 ausgestellten Hunden wurden 15 Hunde untersucht. Doch diese Disqualifikation „auf dem Platz“ hatte keineswegs zur Folge, dass mit dem betroffenen Hund oder seinen Konkurrenten, die der Tierarzt überhaupt nicht zu Gesicht bekam, in der Folge nicht mehr gezüchtet werden darf. Selbst ein weiteres Ausstellungsverbot zog die Entscheidung nicht nach sich. Und so mag beim nächsten Auftritt ein anderer Tierarzt den Hund anders beurteilen und alles geht dort wieder seinen gewohnten Gang. Eine grob orientierende Untersuchung auf einer Ausstellung kann nicht leisten, was Röntgenuntersuchung der Hüfte und der Luftröhre, die Ultraschalluntersuchung des Herzens und ein Belastungstest, wie sie z.B. die English Bulldogs unter der Zuchtkontrolle des VDH absolvieren müssen, leisten können.

Computergestütze Informationssysteme – um nichts anderes handelt es sich beim Makeselect des Kennel Clubs-, mit deren Hilfe klinische Daten, Zuchtwertschätzungen, DNA-Befunde sowie Inzucht- und Ahnenverlustkoeffizienten in die Planung von Anpaarungen einbezogen werden können, werden von vielen VDH-Vereinen seit Jahrzehnten zur Förderung von Gesundheit, Fitness, genetischer Diversität und Rassetyp genutzt.

5. „Wann werden sie vom Reinheitsgebot abrücken und Einkreutzungsprojekte intensiv durchführen?“

Was soll ein Reinheitsgebot in der Zucht von Rassehunden sein? Reinzuchten gibt es in der Zucht von so genannten Nutztieren, aber nicht in der Hundezucht. Kreuzungen und Versuchszüchtungen sind innerhalb des VDH nicht verboten. Sie sind aber nur dann sinnvoll, wenn sie wissenschaftlich begleitet werden, verantwortungsvoll geplant und konsequent und nachhaltig umgesetzt werden. Zur Erhaltung der genetischen Vielfalt gibt es jedoch auch grundsätzlich andere sinnvolle Maßnahmen, wie zum Beispiel das Verbot der Zucht mit nahen Verwandten und die Begrenzung der Zuchtverwendung bei Rüden, wie sie in der VDH-Zuchtordnung enthalten sind.

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